ADB:Strack, Johann Heinrich

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Artikel „Strack, Johann Heinrich“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 484–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Strack,_Johann_Heinrich&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 03:15 Uhr UTC)
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Strack: Johann Heinrich St., Architekt, wurde am 24. Juni 1805 in Bückeburg als Sohn des dortigen Hofmalers und Professors St. geboren, von dem er den ersten Unterricht im Zeichnen erhielt. Nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht hatte, wandte er sich im J. 1824 nach Berlin, um sich auf der Bauschule und Kunstakademie zum Architekten auszubilden. Schon im J. 1825 bestand er das Feldmesserexamen und trat dann in Schinkel’s Atelier ein, dem er sieben Jahre lang angehörte, und in dem er sich begeistert den Lehren seines Meisters anschloß. St. arbeitete damals nicht nur an den zahlreichen Bauunternehmungen und Plänen Schinkel’s mit, sondern lieferte auch für dessen Werk: „Sammlung architektonischer Entwürfe“ zahlreiche Zeichnungen. In den Jahren 1827–1832 unter Stüler’s Leitung an dem Ausbau des Palais für den Prinzen Karl beschäftigt, leitete er in den Jahren 1829–1830 den Ausbau des Palais für den Prinzen Albrecht selbständig. Gemeinschaftlich mit Stüler entwarf er dann ein Concurrenz-Project für das Gesellschaftslocal der ersten russischen Eisenbahnanlage von St. Petersburg nach Paulowna. Da er mit dem ersten Preis gekrönt wurde, unternahmen die beiden Freunde eine Reise nach Rußland. Wiederum gemeinsam mit Stüler gab St. in den Jahren 1835–1840 „Vorlage-Blätter für Möbel-Tischler“ heraus. In Verbindung mit seinem Freunde, dem Maler F. E. Meyerheim, nahm St. eine Reihe mittelalterlicher Ziegelbauten in der Mark auf, die sie unter dem Titel: „Architektonische Denkmäler der Altmark Brandenburg mit erläuterndem Text von [485] F. Kugler“ im J. 1833 in Berlin veröffentlichten. Neben dieser praktischen und wissenschaftlichen Thätigkeit wirkte St. seit dem J. 1827 auch als Lehrer, erst im Architektenverein, dann seit 1839 an der Kunstakademie und bald darauf auch an der Bauakademie. Die ersten selbständigen Bauten, die St. ausführte, waren Privatgebäude und Villenbauten. Namentlich auf letzterem Gebiete hat er Hervorragendes geleistet, wovon noch heute eine Anzahl in Berlin errichteter Anlagen Probe ablegen. Seit seiner Ernennung zum Hof-Bauinspector im J. 1842 war St. namentlich für den Prinzen von Preußen, den nachmaligen Kaiser Wilhelm I., thätig. In seinem Auftrage vollendete er das von Schinkel und Persius begonnene Schloß Babelsberg, wo namentlich die Decoration der Festsäle von ihm herrührt. Seine gelungenste Schöpfung in Berlin war das im J. 1842 errichtete Palais des Grafen Raczynski am Königsplatz, das im J. 1883 abgebrochen wurde, um dem Reichstagsgebäude Platz zu machen. Unter den Berliner neueren Kirchenbauten rühren die rein gotische St. Petrikircbe (1846–1850) und die romanische St. Andreaskirche, eine dreischiffige Basilika (1853–1856), von St. her. Von den späteren Privatbauten Strack’s in Berlin werden namentlich das Bier’sche Haus am Leipziger Platz und die Borsig’sche Villa in Moabit, für welche St. auch die ganze innere Einrichtung entwarf, gerühmt. Weniger gelungen erscheint der von ihm geleitete Umbau des kronprinzlichen Palais (1856–1858) und die Durchführung der Nationalgalerie, bei der St. allerdings an die Pläne Stüler’s gebunden war. Doch ist die Durchbildung der so überaus nüchternen Architektur im Aeußeren und Inneren und die viel zu große Treppenanlage als sein Werk zu bezeichnen. Am unglücklichsten war aber St. bei der Errichtung der im J. 1873 vollendeten Siegessäule auf dem Königsplatz, deren colossale Höhe in argem Mißverhältniß zu dem dürftigen Unterbau steht. Von den zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten Strack’s genießt sein Werk über „Das altgriechische Theatergebäude“ (Potsdam 1843, Fol.) noch heute großes Ansehen. Ebenso wird es stets in dankbarer Erinnerung bleiben, daß es ihm im J. 1862 gelang, die Ueberreste des Dionysos-Theaters in Athen auszugraben. St., der sich namentlich der Gunst Kaiser Wilhelm’s I. erfreute, hatte in seiner Stellung als Geheimer Ober-Hof-Baurath, die er seit 1875 inne hatte, und als Leiter zahlreicher hervorragender Staatsbauten einen großen Einfluß auf die Entwicklung der Berliner Architektur. Da er aber mit zäher Energie an dem Schinkel’schen Ideal festhielt und den modernen Renaissancebestrebungen feindlich gegenüber stand, schritt die Entwicklung der Berliner Baukunst noch bei seinen Lebzeiten über seine Leistungen hinaus, so daß er mit seinen Anschauungen ziemlich vereinzelt dastand, als er am 13. Juni 1880 starb. Er liegt auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhof in Berlin begraben, wo ihm Schüler und Freunde ein Denkmal mit Benutzung einer von ihm selbst entworfenen Zeichnung errichtet haben.

Vgl. Alfred Woltmann, Die Baugeschichte Berlins. Berlin 1872. (Register.) – Berlin und seine Bauten. Hrsg. vom Architekten-Verein zu Berlin. 2 Theile. Berlin 1877. (Register.) – Kunst-Chronik. Beiblatt zur Zeitschrift f. bildende Kunst. 15. Jahrg. Leipzig 1880. Sp. 579. 644–646. – Der Bär. 6. Jahrg. Berlin 1880. S. 221, 222. – Biographisches Jahrbuch f. Alterthumskunde. 8. Jahrg. 1885. Berlin 1886. S. 96–100. – Rosenberg, Gesch. d. modernen Kunst. 3. Bd. Leipzig 1889. S. 349 bis 351. – W. Lübke, Lebenserinnerungen. Berlin 1891. S. 218 u. ff. – Der Kirchenbau des Protestantismus. Hrsg. v. d. Vereinigung Berliner Architekten. Berlin 1893. S. 216–218.